Prof. em. Dr. Klaus Luig
Das Institut trauert um Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Luig (11. 9. 1935 - 25. 4. 2022). Klaus Luig war von 1984 bis 2000 Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Römisches Recht und neuere Privatrechtsgeschichte und Direktor des Instituts für Neuere Privatrechtsgeschichte.
Er war Schüler von Franz Wieacker, bei dem er 1963 promoviert wurde, und von Helmut Coing, unter dem er von 1965 bis 1979 als Referent am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main arbeitete.
Nach der Habilitation im Jahr 1978 folgte ein Ruf nach Passau, wo er mit seiner wachsenden Familie sehr glücklich war. Nach dem Wechsel nach Köln bezog die Familie ein wunderschönes Haus in Laufdistanz zum Institut, in das er mit seiner Frau Hildegard oft und gerne einlud.
Klaus Luig beherrschte die Privatrechts- und insbesondere die Dogmengeschichte von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Er war ein weltweit sichtbarer Spezialist des Vernunftrechts und des Usus modernus pandectarum, also der zwischen Gesellschaftstheorie und Zivilrechtspraxis angesiedelten Rechtswissenschaft des 17. und 18. Jahrhunderts. Als einer der ersten deutschen Rechtshistoriker riss er konsequent die traditionellen Grenzen zwischen „romanistischer“ und „germanistischer“ Rechtsgeschichte in seinen Arbeiten ein und dachte das Zivilrecht einer Epoche ganzheitlich. Seine Arbeiten suchten nicht die Nähe zu Großtheorien, sondern waren geprägt durch gediegene Quellenkenntnis, vorsichtige und eindringliche Interpretationen auf dem Boden eminenter Sprachkenntnisse, die Fähigkeit, dies auch zu großen Linien zu verknüpfen und eine klare, schöne Sprache. Dabei suchte er schon in den 1970er Jahren das interdisziplinäre Gespräch und arbeitete insbesondere auch als Herausgeber der Zeitschrift für Historische Forschung mit den historischen Nachbardisziplinen zusammen. Luigs Arbeiten sind im besten Sinne zeitlose Rechtsgeschichte, an der niemand vorbeikommt, der heute in diesen Feldern arbeiten will. Er war wie wenige in ganz Europa vernetzt und sicher einer der auch menschlich besonders geachteten Kollegen. Wo immer man seinen Namen erwähnte, erschien ein Lächeln im Gesicht des Gegenübers. Klaus Luig hat viele Doktoranden betreut und das Institut stets sehr familiär geführt. Drei seiner Schüler sind heute rechtshistorische Professoren: Tilman Repgen und Matthias Armgardt, beide Universität Hamburg sowie Christoph Becker, Universität Augsburg. Seine Exkursionen bleiben denen, die daran teilnehmen konnten, stets unvergesslich. Nach seinem Ausscheiden blieb er dem Institut eng verbunden und nahm auch an der wöchentlichen „Montagsrunde“ teil, solange ihm dies körperlich möglich war. Die gemeinsamen sommerlichen Mittagessen in seinem Garten gehören für mich zu den schönsten Erfahrungen fachlicher und menschlicher Nähe.
Das Institut hat einen berühmten Kopf und wichtigen fachlichen Mitdenker verloren. Ich verliere einen unersetzbaren Freund.
Hans-Peter Haferkamp
Zur Person
Geb. 1935 in Krefeld. Dort 1955 Abitur. Studium in Göttingen und Wien. Staatsexamina 1959 in Celle und 1964 in Düsseldorf. Promotion 1963 in Göttingen bei F. Wieacker. 1965 bis 1979 Referent am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt a.M. Habilitation 1978 bei H. Coing. 1979-1984 Professor in Passau. Seit 1984 in Köln. Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften.
Lehrfächer
Lehrfächer sind alle Fächer der Lehrstuhlbeschreibung. Die neuere Privatrechtsgeschichte ist Gegenstand von Seminaren. Die Seminarthemen der letzten Jahre reichen von der Privatrechtsgeschichte der Zeit des Usus modernus des römischen Rechts und des Naturrechts des 17. und 18. Jahrhunderts über die naturrechtlichen Kodifikationen und die Pandektenwissenschaft des 19. Jahrhunderts bis zur Weimarer Zeit und den Jahren der Herrschaft des Nationalsozialismus.
Forschungsschwerpunkte
Die Forschung auf dem Gebiet der neueren Privatrechtsgeschichte umfasst die gesamte Tradition des gemeinen römischen Rechts (ius commune) vom 12. bis zum 20. Jahrhundert als wichtigste Grundlage des modernen europäischen Privatrechts.
Veröffentlichungen
Veröffentlichungen zur Privatrechtsgeschichte und zum Naturrecht (Pufendorf, Leibniz, Thomasius, Wolff). Mitherausgeber der Zeitschrift für Historische Forschung.